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letzte änderung am 9. august 2003
Erreger: Clostridium botulinum (Stäbchen, Gram +, sporenbildend, anaerob-saprophytär, toxinproduzierend)
Kontamination von Nahrung durch Erreger oder dessen
Sporen. Freisetzung von Toxinen aus Erreger, wie auch aus Sporen, letzere z. T. hitzeresistent. Toxinaufnahme per os. Toxine wirken an den neuromuskulären Übergängen von cholinergen Nervenfasern und hemmen dort
die präsynaptische Freisetzung von Acetylcholin (sowohl die spontane wie auch die durch ein Aktionspotential provozierte Freisetzung).
Symptome: Abhängig von der aufgenommenen Menge an Toxinen,
und individueller Empfindlichkeit. Progressiv zunehmende Nachhandschwäche, aszendierend bis zur Quadriplegie. Schwanzwedeln dabei meist erhalten. Symptome einer generalisierten Erkrankung des unteren motorischen
Neurons. Oft auch Kopfnerven betroffen: Mydriase, verzögerter Pupillenreflex und Palpebralreflex; herabgesetzter Kiefertonus und Schluckreflex; schwache heisere Stimme. Schmerzempfinden und Bewusstsein bleiben
erhalten. Weitere mögliche Symptome: Megaoesophagus, Bradycardie, Hernretention und Koprostase. In schlimmen Fällen Lähmung der Atemmuskulatur mit Ausnahme des Zwerchfells -> Dyspnoe.
Laborwerte alle im Normbereich, solange keine Sekundärinfektionen auftreten.
Inkubationszeit: Wenige Stunden
bis zu 6 Tagen. Je früher die Symptome auftreten, desto rascher und ungünstiger der Verlauf. Krankheitsdauer unterschiedlich. Beginn einer Besserung nach 1 bis 3 Wochen, v. s. von Kopfnerven, Hals und Vordergliedmaßen. Bis zur völligen Erholung können
mehrere Monate vergehen. Diagnose:
EMS; Toxinnachweis in Kot, Erbrochenem, Serum, mit in-vitro Tests (od. Mäuseversuch). Therapie: Antibiotika (Penicilline, Amoxycillin) Zweck: Reduktion der intestinalen Clostridienpopulation. Nachteil: erhöhte
Toxinfreisetzung aus zugrundegehenden Bakterien. Im Verlauf Breitspektrum-AB zur Verhinderung von Sekundärinfektionen (v. a. Zystitis). Keine Aminoglycoside verwenden wegen möglicher neuromuskulärer Blockade!
Tropfinfusionen. Bei behindertem Lidschluss Augen vor Austrocknen schützen (künstliche Tränenflüssigkeit mit langer Wirkungsdauer).
Pflege: Hilfe bei Futter- und Wasseraufnahme, beim Gehen,
sowie bei Kot- und Harnabsatz (wenn nötig, Blase auspressen oder geschlossenen Dauerkatheter, Klistiere). Prophylaxe: Aasfressen verhindern. Erhitzen des Futters auf 80° während 30 min. oder auf 100° während 10
min.
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