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Von-Willebrand-Krankheit

letzte änderung am 3. august 2003


Ist Ihr Hund Bluter?

Wenn die Milchzähne ausfallen, zeigen sich bei Hunden mit einer erblichen Gerinnungsstörung die ersten deutlichen Hinweise: Der Zahnwechsel ist mit erheblichen Blutungen verbunden, ebenso wie kleinere Verletzungen oder Blutentnahmen beim Tierarzt. Oft treten ausgedehnte Blutergüsse auf, die in Verhältnis zu einem vorangegangenen Trauma, z.B. einer freundlichen Balgerei, stehen. Bei Blutungen in Gelenkhöhlen kann es zu Lahmheiten kommen, oft zeigt sich die Erkrankung auch durch Nasenbluten, Blut im Urin oder pechschwarze Färbung des Stuhls.

Die
Ursachen sind vielfältig
Alle diese Anzeichen deuten auf eine Störung der Blutgerinnung hin. Ähnlich wie beim Menschen gibt es auch beim Hund
verschiedene Arten von "Blutern":
Hämophilie A, die häufigste Form, ist z.B. besonders beim Deutschen Schäferhund und Sibirian Husky verbreitet,
die
Von-Willebrand-Krankheit kommt häufiger beim Dobermann vor, allerdings kann grundsätzlich jede Rasse betroffen sein, auch Mischlinge. Außerdem gibt es eine ganze Reihe weiterer Ursachen für Gerinnungsstörrungen, die nicht erblich bedingt sind: Die häufigste ist die Aufnahme von Rattengift, daneben kommen Infektionen, z.B. mit Ehrlichia canis, schwere Schock- oder Verletzungszustände, Leder- oder Nierenerkrankungen, Krebs, aber auch Nebenwirkungen von Arzneimitteln wie Aspirin in Frage.

Über ein Dutzend Gerinnungsfaktoren
Wichtig für den Besitzer und den behandelnden Tierarzt ist es, die Ursache der unstillbaren Blutung zu klären: Liegt eine Vergiftung vor, ist Vitamin K als Gegenmittel nötig; bei Infektionen oder Organerkrankungen müssen diese behandelt werden; bei erblicher Veranlagung wird das Konsequenzen für die Zucht haben; steht eine Operation bei einem betroffenen Hund an, kann eine Behandlung mit Blutpräparaten die Blutungsneigung vorübergehend unterbinden. Mit Hilfe ausgefeilter Bluttests lassen sich die über ein Dutzend verschiedenen Komponenten der Blutgerinnung auf Ihre Funktion testen: Neben den Blutplättchen, die sich sofort an alle "fremden" Oberflächen anheften, sind vor allem viele lösliche Faktoren an der Gerinnung beteiligt. Auch diese werden durch fremde Oberflächen aktiviert, aber auch durch angeheftete Plättchen oder Substanzen, die bei Verletzungen frei werden. Die löslichen Faktoren sorgen dafür, dass sich Fibrinfäden bilden, die das Leck im Blutgefäßsystem dann gemeinsam mit den Blutplättchen abdichten. Jeder einzelne Bestandteil dieses komplizierten Systems kann die Ursache einer Gerinnungsstörung sein: Hämophilie A entsteht beispielsweise, wenn einer der löslichen Faktoren, Faktor VIII, fehlt. Bei Hämophilie A ist der Träger der Veranlagung übrigens die Hündin, während im Allgemeinen nur die Rüden erkranken. Es gibt aber auch Störungen in der Funktion oder Zahl der Blutplättchen. Um dies zu testen wird in der Praxis oft die so genannte "kapilläre Blutungszeit" bestimmt, indem anhand eines kleinen Einstichs an der Pfote die Zeit bis zum Stillstand der Blutung gemessen wird.
Laborwerte geben Auskunft
In der Zeitschrift Der Praktische Tierarzt veröffentlichte der Experte Dr. Reinhard Mischke von der Tierärztlichen Hochschule Hannover kürzlich eine Übersicht über die verschiedenen Tests und ihre Aussagekraft. Dabei zeigte sich, dass oft schon mit Grundprogramm einiger weniger Laborwerte und der Bestimmung der kapillären Blutungszeit verlässliche Aussagen über die Ursache des Geschehens gemacht werden können. Gerade für die Zuchthygiene betroffener Hunderassen wird daher die Gerinnungsdiagnostik zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Der Mechanismus der Blutgerinnung
Sobald Blutplättchen eine "fremde" Stelle entdecken, die nicht von Zellen der Gefäßwand bedeckt ist, heften sie sich an und aktivieren das Gerinnungssystem. Dadurch bleiben weitere Blutplättchen hängen und schließen das Leck. Gleichzeitig bildet sich ein Netzwerk aus Fibrinfäden und stabilisiert den Plättchenhaufen. Dieses Fibrinnetz zieht sich anschließend zusammen und verkleinert zusätzlich die Lücke.

Typische
Anzeichen für Gerinnungsstörungen sind: punktförmige bis fleckige Rotfärbung von Haut und Schleimhaut, starke Blutungen bei Zahnwechsel, Zahnfleisch und Nasenbluten, pechschwarzer Urin, Blut im Urin, umfangreiche Blutergüsse, schmerzhafte Schwellungen.
Größere Blutverluste, z.B. nach unerkannten inneren Blutungen, zeigen sich durch: Blässe, erhöhte Atemfrequenz oder Atemnot, Schwäche, verzögerte Kapillarfüllung.
Starke Blutung
Um größere Blutverluste zu verhindern, müssen starke Blutungen umgehend versorgt werden, insbesondere bei pulsierend hervorströmendem hellrotem Blut (Arterienblutung).

Wer erkrankt?
Hunde können durch Unfälle im Straßenverkehr, aber auch durch Schnitt-, Schuss- oder Bissverletzungen Blut verlieren. Besteht eine erhöhte Blutungsneigung durch eine Gerinnungsstörung, kann es auch zu spontanen Blutungen, z.B. auf der Nase kommen.
Wie erkennt man es?
Äußerliche Blutungen fallen meist sofort auf, innere Blutungen geben sich erst später zu erkennen, meist durch Blässe, Apathie, evtl. auch Anzeichen eines Kreislaufschocks (kalte Beine, rasender Puls, verzögerte Füllung nach Druck auf das Zahnfleisch).

Was ist zu tun?
Kleinere Blutungen kommen in der Regel von selbst zum Stillstand. Gefährlich sind pulsierende arterielle Blutungen, die durch einen Druckverband vorübergehend gestillt werden sollten, während der Hund zum Tierarzt gebracht wird. Notfalls kann während des Transports auch ein sauberes Hand- oder Taschentuch auf die Wunde gepresst oder gg. ein betroffenes Bein abgebunden werden.

Wie beugt man vor?
Zur Vermeidung von Unfällen, besonders bei erhöhter Blutungsneigung, sollten Sie Gefahrensituationen bewusst meiden und den Hund angeleint lassen.
 

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