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letzte änderung am 2. august 2003
Hündin
Gründe Hauptgründe für die Kastration der Hündin sind die
Verhinderung unerwünschten Nachwuchses und Wegfall des blutigen Ausflusses während der Läufigkeit. In manchen Fällen ist die Kastration aus medizinischen Gründen angezeigt. So z. B. wenn der Tierarzt
Veränderungen an Gebärmutter oder Eierstöcken oder Tumore in der Scheide feststellt, bei Zuckerkrankheit (Diabetes) oder wenn die Scheidenschleimhaut vorgefallen ist.
Operation Unter Kastration versteht man die operative
Entfernung der Eierstöcke, wobei die Gebärmutter teilweise oder vollständig mit entfernt wird. Durch diesen Eingriff wird die Hündin zeitlebens unfruchtbar. Die Läufigkeit mit all ihren Unannehmlichkeiten wie
Attraktivität für Rüden und blutiger Scheidenausfluss fallen weg. Zur Unterscheidung: Als Sterilisation bezeichnet man die Durchtrennung der Eileiter. Die Hündin wird zwar unfruchtbar, die Läufigkeit - und
mit ihr die unangenehmen Blutungen - bleiben unverändert erhalten.
Zeitpunkt Seit den 60er Jahren ist bekannt, dass durch die Kastration vor der ersten Läufigkeit das Risiko für die Entstehung von Tumoren des Gesäuges auf 0,5 %
gesenkt werden kann. Bei der Kastration nach der ersten Läufigkeit beträgt das Risiko bereits 8 %. Von allen Hündinnen, die erst nach der zweiten Läufigkeit oder gar nicht kastriert werden, entwickelt jede
vierte einen Mammatumor. Wenn man also bedenkt, dass die Mammatumoren so häufig vorkommen und rund die Hälfte davon bösartig sind, scheint es unsinnig, mit der Kastration bis nach der ersten Läufigkeit zu
warten.
Als Argument gegen eine Frühkastration wird immer wieder angeführt, dass die Skelettentwicklung der Hündin vorzeitig gestoppt wird. Wissenschaftliche Untersuchungen widerlegen dies jedoch und
bestätigen, dass frühkastrierte Hündinnen genau gleich groß werden wie ihre nicht kastrierten Wurfgeschwister.
Auch die Vorstellung, dass frühkastrierte Hündinnen psychisch infantil bleiben, ist nicht
korrekt. Zwar haben Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert wurden, einen ausgeprägteren Spieltrieb und sind unkomplizierter im Umgang mit Artgenossen. Von den meisten Hundebesitzern werden diese
Eigenschaften jedoch positiv gewertet und sind durchaus erwünscht.
Auf die Lernfähigkeit wirkt sich die Frühkastration nicht negativ aus. Werden jedoch große Anforderungen an den Hund gestellt, wie z. B.
bei der Ausbildung zum Schutz-, Katastrophen- oder Blindenführhund, so empfehlen die entsprechenden Hundeausbilder, eine Kastration erst nach der ersten Läufigkeit vorzunehmen.
Vorteile Durch die Kastration wird die
Sexualfunktion irreversibel und zeitlebens ausgeschaltet. Damit fallen auch die hygienischen Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit dem blutigen Läufigkeitsausfluss weg.
Verhinderung von Mammatumoren, vorausgesetzt, die Hündin wird vor der ersten Läufigkeit kastriert. Wird bis nach der zweiten Läufigkeit mit der Operation zugewartet, so ist das Risiko für Gesäugekrebs
gleich groß wie bei einer sexuell intakten Hündin, nämlich 26 %. Eine Kastration nach der zweiten Läufigkeit reduziert also das Risiko für Tumoren der Milchdrüse nicht mehr!
Auf die normalen
Hormonveränderungen nach der Läufigkeit reagieren einige Hündinnen mit psychischen Störungen, eventuell auch mit Gesäugeanbildung, der sogenannten Scheinträchtigkeit. Dieses für Hund und Besitzer
gleichermaßen unangenehme Verhalten verschwindet mit der Kastration vollständig.
Durch die Kastration können außerdem Erkrankungen von Eierstöcken und Gebärmutter,
vor allem die häufig vorkommende Gebärmuttervereiterung, verhindert werden.
Nachteile Die Harninkontinenz,
auch Harnträufeln genannt, ist eine der wichtigsten und unangenehmsten Folgeerscheinungen der Kastration bei der Hündin. Man versteht darunter den ungewollten, unkontrollierten Abgang von Urin, vor allem, wenn die Hündin schläft. Weil bei der Kastration die Eierstöcke entfernt werden, fehlen also die Geschlechtshormone, welche u. a. für den Verschluss der Harnröhre nötig sind. Der Verschlussmechanismus der Harnröhre ist nach der Kastration geschwächt, was schließlich zu Harnträufeln führen kann. Hündinnen mit einem Körpergewicht von mehr als 20 kg sind mit 31 % relativ häufig davon betroffen. Bei Hündinnen, die leichter sind,
als 20 kg, tritt die Harninkontinenz nur bei knapp 10 % auf. Ein besonders hohes Risiko ist bei Boxern, Rottweilern, Dobermännern, Pinschern und Riesenschnauzern nachgewiesen. So werden z. b. 65 % aller
kastrierter Boxerhündinnen inkontinent. Betroffene Hündinnen sprechen in der Regel gut auf Medikamente an, müssen jedoch zeitlebens behandelt werden.
Bei langhaarigen
Hunden mit glänzendem Deckhaar, v. a. bei Spaniels, Langhaardackeln und Irish Settern, kann es nach der Kastration zu einem übermäßigen Wachstum des Wollhaares kommen; sie entwickeln ein stumpfes
„Babyfell“. Diese Fellveränderung lässt sich durch Behandlung mit Hormontabletten zwar verbessern, sie lässt sich jedoch nicht vollständig beheben. Die Erfahrungen einer langjährigen Inhaberin eines
Hundesalons zeigen, dass das Babyfell bei frühkastrierten Hündinnen weniger häufig beobachtet wird.
Wesentlich seltener kommt es nach der Kastration zu haarlosen Stellen
in der Flankenregion, was v. a. bei kurzhaarigen Hunden sehr gut sichtbar und störend ist.
Viele Hündinnen haben nach der Kastration, durch den Wegfall der Geschlechtshormone, einen größeren Appetit.
Wenn sie uneingeschränkt weitergefüttert werden, kommt es zu
Fettleibigkeit und in der Folge zu einer reduzierten Bewegungsfreudigkeit. Abhilfe verschafft eine konsequent restriktive Fütterung und ausreichen Bewegung. Nachteilig
auswirken kann sich die Kastration bei aggressiv dominanten Hündinnen, weil diese Fehlverhalten nach der Operation unter Umständen noch verstärkt wird.
Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der Hündin
nur wenige Gründe gegen eine Kastration sprechen. Als Alternative zur Kastration käme die Läufigkeitsverschiebungsspritze in Frage, welche aber wegen der starken Nebenwirkungen abzulehnen ist und außerdem
in regelmäßigen Abständen von rund 6 Monaten verabreicht werden müsste. Hündinnen sollten nach Möglichkeit vor der ersten Läufigkeit kastriert werden, weil damit eine gute Brustkrebsprophylaxe durchgeführt
werden kann.
Rüde
Im Gegensatz zur Hündin kann sich die Kastration beim männlichen Tier auf das
Skelettwachstum auswirken. Bei einer Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife dauert das Knochenwachstum länger und der Rüde wird geringfügig größer
(Herdenschutzhunde werden in ihrer Heimat deswegen oft sehr früh kastriert, um diese größere Größe zu erreichen).
Gründe Rüden werden in erster Linie kastriert, um unerwünschten, geschlechtsgebundenen
Verhaltensweisen entgegenzuwirken. Erst an zweiter Stelle steht der Wunsch der Unfruchtbarmachung, v. a. wenn männliche und weibliche Tiere im gleichen Haushalt leben.
Operation Unter Kastration versteht man die operative Entfernung beider Hoden. Durch diesen
Eingriff wird der Rüde zeugungsunfähig gemacht. Dazu wird ein ca. 2 cm langer Schnitt wird zwischen Hoden und Penis gemacht und die Hoden ausgeräumt.
Zur Unterscheidung: Unter Sterilisation versteht man die Durchtrennung der Samenleiter. Der Sexualtrieb bleibt unverändert erhalten.
Ein weiterer Grund für eine Kastration ist der gesteigerte Sexualtrieb, auch Hypersexualität genannt, welcher vorwiegend bei Zwerghunderassen vorkommt. Rund
ein Viertel der Rüden ist davon betroffen. Sobald die Hunde in die Pubertät kommen, entwickeln sie einen zwanghaften Drang zum Besteigen von Objekten. Sie besteigen
mehrmals täglich Spielsachen, Kissen, Menschen und Artgenossen und machen typische Kopulationsbewegungen. Es sollte allerdings versucht werden die Hypersexualität zuerst
durch erzieherische Maßnahmen zu korrigieren, indem das Besteigen von Anfang an nicht toleriert, sondern konsequent unterbunden wird.
Ein weiterer Grund für die Kastration ist der bei jedem intakten Rüden auftretende weiße, schleimige Ausfluss aus der Vorhaut. Dieser Ausfluss läuft zwar unter dem Begriff
„Präputialkatarrh“, ist aber als völlig normales Phänomen zu betrachten. Es bestehen große individuelle Unterschiede hinsichtlich Menge der abgesonderten Flüssigkeit. Eine
übermäßige Produktion empfinden viele Besitzer als hygienisches Problem oder einfach als ekelhaft. Mit Spülungen wird nur ein kurzfristiger Erfolg erzielt. Nach einer Kastration
hört der Ausfluss meist innerhalb weniger Tage auf.
Medizinische Gründe, weshalb ein Rüde kastriert werden muss, umfassen Veränderungen
der Hoden und der Prostata (z. B. Vergrößerung, Entzündungen oder Zysten). Nicht abgestiegene Hoden müssen frühzeitig entfernt werden, weil das Risiko, dass daraus Tumore entstehen, sehr groß ist.
Zeitpunkt Bei Rüden ist der Zeitpunkt der Operation weniger bedeutungsvoll als bei der Hündin.
Rüden werden oft erst als ausgewachsene Tiere kastriert, weil erst dann das als störend empfundene Sexualverhalten voll ausgeprägt ist und nun ausgeschaltet werden soll.
Grundsätzlich gilt, dass der Effekt der Kastration auf das Verhalten um so geringer ist, je später die Operation erfolgt.
Vorteile Mit der Kastration wird eine
irreversible Ausschaltung der Sexualfunktion erreicht.
Meistens ist jedoch nicht die Fruchtbarkeit, sondern ein aggressives Verhalten der Grund
für die Kastration. In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung der verschiedenen Aggressionsarten wichtig, weil nicht alle durch die Kastration gleichermaßen
beeinflusst werden. So hat z. B. die Kastration keinen Effekt auf die Aggressivität im Zusammenhang mit Futter oder auf die Aggressivität auf Grund von Angst. Konflikte und
Beißereien mit männlichen Artgenossen dagegen, lassen sich durch die Kastration mehr oder weniger vermeiden, wobei das Alter des Rüden zum Zeitpunkt der Operation
von großer Bedeutung ist. Je älter nämlich der Rüde bei der Kastration ist und je länger er sein Imponiergehabe bereits praktiziert hat, um so geringer ist der Kastrationserfolg.
Das Streunen
und das Markieren im Haus wird in den meisten Fällen durch die Kastration völlig zum Verschwinden gebracht.
Wie schon erwähnt, verschwindet der Ausfluss aus der Vorhaut
nach der Kastration vollständig.
Es werden Hoden- oder Prostatakrebs vermieden.
Nachteile
Auch bei den Rüden führt die Kastration zu einem gesteigerten Appetit. Wird nicht
konsequent dieselbe Menge weitergefüttert oder mit zunehmendem Alter sogar eher etwas weniger gegeben, so führt dies zu Übergewicht.
Im Gegensatz zur Hündin kann sich die Kastration beim männlichen Tier auf das Skelettwachstum auswirken. Bei einer Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife
dauert das Knochenwachstum länger, und der Rüde wird geringfügig größer.
Bei Spaniel- Langhaardackel- und Irish Setterrüden wird die Fellqualität durch die
Kastration in gleicher Weise, jedoch seltener beeinträchtigt, als bei den Hündinnen.
Obwohl das Verhalten von frühzeitig kastrierten Rüden gegenüber ihren Artgenossen in
der Regel sehr friedfertig ist, zeigen die sexuell aktiven Rüden zum Teil einen sehr unangenehmen Umgang mit den kastrierten Rüden. Viele kastrierte und somit
„geschlechtsneutrale“ Rüden werden von ihren Artgenossen intensiv beschnuppert und bestiegen. Dieses Dominanzgebaren wird von den kastrierten Hunden aber meistens nicht toleriert
, und sie nehmen bereits eine aggressive Abwehrhaltung ein, wenn sich ein interessierter Rüde nähert.
Vor der Kastration eines Rüden sollte eines allerdings immer bedacht werden: Ein
unsicherer Rüde kann durch das Fehlen der Geschlechtshormone durchaus noch unsicherer werden!
Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch beim Rüden durchaus Vorteile durch eine
Kastration bestehen. In der Regel besteht bei den Besitzern allerdings weniger häufig der Wunsch nach Beendigung des Sexualverhaltens als bei den Hündinnen. Wird die
Kastration wegen erhöhter Aggressivität eines Rüden in Erwägung gezogen, so darf mit der Operation nicht zu lange gewartet werden.
Die Entscheidung pro oder kontra Kastration beim Rüden sollte deshalb genau abgewogen und vielleicht auch mit dem Tierarzt des Vertrauens besprochen werden.
Eine Kastration “weil der Rüde dann leichter händelbar ist” (was obendrein noch nicht einmal stimmt), ist unbedingt abzulehnen.
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