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letzte änderung am 22. dezember 2003
Die Milbe Demodex canis gehört zu den normalen Hautbewohnern, die auch bei gesunden Hunden in kleiner Menge in der Haut und im Gehörgang vorkommen können. Sie ist mikroskopisch klein, lebt und vermehrt sich vor allem in den Haarbälgen oder Haarfollikeln und hat einen Lebenszyklus (vom Ei bis zur erwachsenen Milbe) von ungefähr 30 Tagen. Unter dem Mikroskop sieht diese Milbe länglich aus. Sie lebt von Haarzellen, Plasma und Blut. In der Außenwelt ist sie nur für kurze Zeit überlebensfähig.
Die Demodex-Milbe wird von der Hündin durch engen Kontakt in den ersten 2-3 Lebenstagen auf die Welpen übertragen. Aber nur ein kleiner Teil dieser Welpen entwickelt später im Leben eine Demodikose. Neben der
Ansteckung braucht es noch andere begünstigende Faktoren, damit es zum Krankheitsausbruch kommt. Werden die Welpen durch Kaiserschnitt geboren und mutterlos aufgezogen, sind sie milbenfrei. Eine spätere Ansteckung
solcher Hunde ist sehr unwahrscheinlich. Auch andere Tierarten und Menschen werden von der Demodex-Milbe des Hundes nicht angesteckt.
Welche Faktoren begünstigen den Ausbruch der Demodikose?
- eher jüngere und kurzhaarige Hunde sind betroffen
- eine Schwächung des Immunsystems durch Wurmbefall, Läufigkeit, Geburt, innere Krankheiten, Medikamente, die das Immunsystem
unterdrücken, Stress oder andere Faktoren.
- Die Rasse: Einige Hunderassen wie West Highland White Terrier, Shar Pei, Englische Bulldogge, Scott Terrier, Boston Terrier, Deutsche
Dogge, Weimaraner, Airedale Terrier, Alaskan Malamute, Afghanischer Windhund und Dobermann werden öfters als andere Rassen befallen. Wo eine familiäre Häufung auftritt, ohne dass man äußere Einflüsse für eine
Schwächung des Immunsystems findet (z.B. bei der generalisierten Demodikose der Junghunde), ist die Demodikose erblich. Dabei wird ein autosomal rezessiver Erbgang vermutet, der eine spezifische Abwehrschwäche
gegen diese Milben verursacht.
Die lokalisierte Form:
Diese milde Form der Demodikose kommt eher beim Junghund vor. Eine oder mehrere kleine gut umschriebene Hautstellen zeigen Haarverlust, eine
feine silbrige Schuppung, eventuell leichter Juckreiz und Rötung. Meistens sind diejenigen Hautstellen betroffen, die im Neugeborenenalter den engsten Kontakt mit der Mutterhündin hatten (Kopf, Lefze, Augenlider,
Vorderbeine). Der Verlauf dieser Form ist gutartig, sofern der Hund ein gut funktionierendes Immunsystem besitzt. 90% der befallenen Hunde heilen innerhalb von einer Zeitspanne von 8 - 12 Wochen ohne Therapie ab.
Auf jeden Fall empfiehlt sich eine tierärztliche Beratung und Kontrolle.
Die generalisierte Form: Sie kann in jedem Hundealter auftreten und befällt größere und mehrere Hautbezirke am ganzen Körper. Die generalisierte Demodikose ist eine
ernste Hauterkrankung und kann ohne Behandlung den betroffenen Hund bis zum Tode auszehren. Die betroffenen Hautstellen zeigen Haarverlust und starke Schuppung. Meistens entfaltet sich eine zusätzliche bakterielle
Entzündung in den Haarfollikeln, die zu nässender, eitriger, schmerzhafter Entzündung mit Juckreiz, Hautverdickung und Krustenbildung führt. Die entzündete und infizierte Haut bildet zusätzlich ein angenehmes Klima
für die Demodex-Milben um sich noch mehr zu vermehren. Besonders hartnäckig können die Pfoten befallen sein.
Zur
Diagnose braucht es die Hilfe des Tierarztes/Tierärztin. Mit einem sogenannten Hautgeschabsel kann man die Milben oft erkennen. Dabei werden obere Hautschichten mit einem Spatel oder scharfen Löffel abgeschabt und unter dem Mikroskop beurteilt. In speziellen Fällen braucht es aber auch eine Hautbiopsie zur Diagnose, speziell beim Shar Pei, der sehr tief liegende Haarfollikel hat, oder auch wenn die Pfoten befallen sind. Die Hautbiopsie wird je nach Lokalisation unter lokaler Anästhesie oder einer allgemeinen Narkose entnommen. Dabei werden mehrere kleine Hautstücke chirurgisch entnommen und von einem Spezialisten histologisch beurteilt.
Die lokalisierte Form der Demodikose hat, sofern man sie überhaupt behandeln muss, eine gute Prognose. Die generalisierte Demodikose muss immer ernst genommen werden. Hunde, die jünger als ein Jahr sind und
nicht zu den oben genannten bevorzugt befallenen Rassen gehören, können bis zu 50% der Fälle ohne Behandlung abheilen. Wichtig bei der generalisierten Form ist, nach einer Ursache zu suchen, wodurch das Immunsystem
des Hundes so geschwächt wurde, dass die Krankheit überhaupt zum Ausbruch kommen konnte. Kann diese gefunden und behandelt werden, sind die Erfolgsaussichten für eine Behandlung viel größer.
Eine eventuell
noch dazugekommene bakterielle Hautinfektion sollte zusätzlich mit Langzeit-Antibiotika behandelt werden.
Achtung: Verschiedene Rassen wie Collie, Sheltie, Bobtail, Australian Shepherd und deren Mischlinge, vertragen einige der Medikamente zur Behandlung der Demodikose sehr schlecht.
Die Behandlung der Demodikose ist langwierig und kann Wochen oder Monate in Anspruch nehmen. Der Therapieerfolg liegt etwa bei 90%, aber trotz neuer Behandlungsmethoden gibt es immer wieder Fälle, die rezidivieren. Der häufigste Grund für einen Misserfolg der Therapie ist eine unsachgemäße, inkonsequente oder zu früh abgesetzte Behandlung.
Da nicht alle befallenen Hunde eine Behandlung brauchen, ist eine medikamentelle Vorbeugung sicher nicht empfehlenswert. Aber befallene Hunde, bei denen eine familiäre Häufung der Krankheit auftritt, müssen
aus der Zucht genommen werden. Um die erbliche Immunschwäche gegen Demodex aus der Rasse zu eliminieren, müssten allerdings nicht nur die betroffenen Hunde, sondern auch ihre Geschwister und Elterntiere aus der
Zucht genommen werden.
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