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letzte änderung am 22. märz 2003
Die (Osteo-)Chondrose des medialen Abschnittes
der Trochlea humeri (Oberarmgelenkwalze) (OCD)
Hier handelt es sich sicher um eine Störung der enchondralen Ossifikation. Als auslösende Ursachen kommen die schon beim FPC
beschriebenen Vorgänge in Frage. Begünstigt wird das Entstehen einer Chondrose an dieser Stelle durch einen schon normalerweise dickeren Gelenkknorpel am medialen Anteil der Gelenkwalze. Röntgenologisch stellt sich
die OCD der cranio-caudalen Projektion des Ellbogengelenkes als meist fingernagelmondförmiger Aufhellungsbezirk dar. In manchen Fällen kann die abgelöste Knorpelschuppe verkalken und ist dann im Röntgenbild
nachweisbar.
Diagnosestellung Die Vorstellung erkrankter Tiere beim Tierarzt erfolgt erst, wenn durch Schmerzen bedingte Lahmheiten auftreten. Zu diesem Zeitpunkt kann die
ursächliche Erkrankung, wie schon erwähnt, schon einige Zeit bestehen. Geringgradige Lahmheiten werden vom Besitzer oft nicht erkannt. Besonders schwierig wird dies, wenn beide Gliedmaßen erkrankt sind. Das hat zur
Folge, daß die Erkrankungen bei der Diagnosestellung oft schon weit fortgeschritten sind, was die Behandlungsmöglichkeiten und die Behandlungserfolge erheblich beeinträchtigt. Bei der klinischen Untersuchung lässt
sich der Sitz der Lahmheitsursache zwar in der Regel auf das Ellbogengelenk festlegen, aber endgültige Diagnose kann man aber meist nicht stellen. Einen großen Anteil an der Diagnostik hat die Röntgenuntersuchung.
Dabei lässt sich der IPA einfach und sicher auf einer seitlichen Aufnahme des Ellbogengelenkes erkennen. Wesentlich schwieriger ist dies bei der OCD und besonders beim FCP. Es müssen
Röntgenaufnahmen in verschiedenen Projektionen angefertigt werden. Wegen der unterschiedlichen Lage und Form der Fragmente beim FCP lässt sich diese Erkrankung häufig gar nicht direkt röntgenologisch nachweisen.
Aufgrund der klinischen Befunde und der röntgenologisch sichtbaren sekundären arthritischen Veränderungen wird eine Verdachtsdiagnose erhoben. Die endgültige Diagnose kann dann erst nach der operativen Eröffnung des
Gelenkes gestellt werden. Bei der Interpretation der Röntgenaufnahmen muß allerdings bedacht werden, dass die beschriebenen röntgenologischen Veränderungen nicht immer die Ursache einer vorhandenen Lahmheit sein
müssen.
Therapie Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und eine der oben angeführten Grunderkrankungen diagnostiziert, ist ein operatives Vorgehen angezeigt. Es besteht
im Prinzip bei allen 3 Erkrankungen in der chirurgischen Entfernung der abgelösten oder beschädigten Gelenkabschnitte. Beim IPA kann unter bestimmten Umständen eine Refixation des Fragmentes mittels einer Schraube
versucht werden. Eine konservative Behandlung durch Futterumstellung und reduzierte Bewegung kann manchmal in frühen Stadien bei jungen Tieren Erfolg bringen. Bei sehr fortgeschrittenen Fällen mit schweren
arthrotischen Veränderungen bringt die Operation kaum Erfolge. Ruhe und die Anwendung entsprechender Medikamente können hier Linderung verschaffen. Generell muss gesagt werden, dass über die Art der Therapie von
Fall zu Fall entschieden werden muss. Keine der genannten Behandlungen kann im Einzelfall eine sichere und dauerhafte Heilung im Sinne von Schmerz- und Lahmheitsfreiheit garantieren.
Vorsorge Da die Behandlungserfolge im allgemeinen als unbefriedigend angesehen werden müssen, muss der Schwerpunkt auf die Früherkennung und besonders der
Verhütung der Erkrankung liegen. Junge Hunde, die lahm gehen, sollten bald sorgfältig untersucht werden, um die Ursache herauszufinden. Man sollte sich davor hüten, solche Lahmheiten als
"Wachstumsschmerz" abzutun. Auch Bemerkungen, dass bei bestimmten Rasen schon mal bei jungen Hunden Lahmheiten auftreten, die dann bald wieder verschwinden, sind wenig hilfreich. Die Erkrankungen
zeigen oft schmerzfreie Intervalle, was die Diagnosestellung erheblich verzögert und damit die Behandlungsmöglichkeiten einschränken kann. Eine große Rolle bei der Ausprägung der Erkrankungen spielen
fehlerhafte Ernährung und übermäßige Belastung in der Hauptwachstumsphase.
Besonders zu hohe Kalorienzufuhr und eine zu eiweißreiche Fütterung wirken sich negativ aus. Aber auch die übermäßige Verabreichung von Vitaminen und Mineralstoffen (auch Kalzium) begünstigen das Entstehen der Chondrose. Fertigfuttermittel sind in der Regel so ausgewogen, dass Ergänzungsfutter und Zusatzstoffe eher gefährlich sind, es sei denn, die Tierärztin/der Tierarzt hätten einen bestimmten Mangel nachgewiesen. Es ist schwierig zu entscheiden, wie viel Bewegung ein junger Hund braucht und verträgt, und wann die Belastung zu groß ist. Besonders gefährdet sind Hunde, die ein sehr schnelles Wachstum zeigen. Ein vernünftiger Maßstab könnte sein, dass man die Tiere in der Hauptwachstumsphase ihren eigenen Bewegungsdrang ausleben lässt, ohne sie zusätzlich zu motivieren oder gar zu zwingen.
Es sollten auch in Deutschland bei möglichst vielen Hunden, die keine Lahmheit der Vordergliedmaßen haben, die Ellbogengelenke geröntgt und entsprechend ausgewertet werden. Es bietet sich an, dies im
Zusammenhang mit dem HD-Röntgen durchzuführen.
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