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Zeckenkrankheiten

letzte änderung am 26. februar 2003


Krankheiten durch Zeckenstiche


Wo leben Zecken?

Zecken, bei uns oft Holzböcke genannt, sind Blut saugende Parasiten der Tiere und des Menschen. In Europa ist der Holzbock (Ixodes ricinus) weit verbreitet. Das Vorkommen in Deutschland erstreckt sich von der Nord- und Ostseeküste bis in 2000 m Höhe in den Alpen. Laub- und Nadelwälder mit Büschen und Sträuchern als Unterholz sind die bevorzugten Aufenthaltsorte. An hohen Gräsern, Farnen und niedrigen Zweigen sitzen die Zecken und warten auf einen Wirt. Kommt ein Tier oder Mensch vorüber, werden sie abgestreift oder lassen sich auf ihren Wirt fallen und klammern sich fest.


Wann sind Zecken aktiv?

Die Aktivität unseres Holzbocks erstreckt sich mit Ausnahme der kalten Jahreszeit über das ganze Jahr. Temperaturen ab 10°C aktivieren die Zecken. Während der wärmeren Jahreszeit sind sie in den späten Vormittagsstunden und am frühen Abend besonders aktiv. Höhepunkte gibt es zweimal im Jahr: Anfang Juni und Mitte September.

Wie leben Zecken?

Zecken müssen Blut saugen. Am häufigsten sieht man die Weibchen und Männchen, die aktiv umherkrabbeln. Sie sind braun gefärbt und etwa zwei bis drei Millimeter groß. Die Weibchen saugen sich voll Blut bis zur Größe einer Bohne und nehmen dabei eine stahlgraue Farbe an. Einmal vollgesogen, fallen sie ab und legen am Erdboden Eier. Mehr als 5.000 Eier legt ein Weibchen, aus denen die nur 0,5 mm großen Larven schlüpfen. Diese befallen bevorzugt Waldmäuse. Sie saugen Blut und häuten sich zu ca. 1 mm großen Nymphen. Vögel sind häufig von Nymphen befallen; aber auch am Wild, an Haustieren und am Menschen trifft man sie an. Die kleinen Nymphen werden am Menschen leicht übersehen und sind daher besonders gefährliche Krankheitsüberträger. Drei Tage bleiben sie angesaugt und werden dabei nicht größer als ein Hirsekorn. In dieser Zeit kann man sie versehentlich zerquetschen und den Zeckenstich leicht übersehen.


Zecken als Krankheitsüberträger?

Während des Blutsaugens können Bakterien und Viren aus dem Blut befallener Tiere von den Zecken aufgenommen werden und sich in ihnen vermehren. Zecken werden so zum Reservoir und zum Überträger. Bei dem nachfolgenden Zeckenstich werden die Krankheitserreger dann weitergegeben, so auch auf den Menschen. in unseren breiten können durch den Holzbock zwei verschiedene Krankheitserreger auf den Menschen übertragen werden: 1. ein Virus und 2. ein Bakterium.




Die Zecken-Enzephalitis

Das Virus verursacht beim Menschen eine Hirnhaut- und Hirnentzündung, die FrühSommerMeningoEnzephalitis (FSME). Es wird mit dem Speichel der Zecke beim Stich übertragen. Infektionen sind in Deutschland aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern beschrieben worden. Dort ist in eng umgrenzten Naturherden ca. ein Prozent der Zecken infiziert. Ein Infektionsrisiko besteht also nur, wenn man sich in den betreffenden Gebieten viel im Wald aufhält. Dann ist eine aktive Schutzimpfung zu empfehlen, die einen sicheren Schutz bietet. Konnte eine aktive Schutzimpfung nicht rechtzeitig durchgeführt werden, kann kurz vor dem Aufenthalt und bis vier Tage nach einem Zeckenstich eine passive Schutzimpfung erfolgen.

Weitere Informationen über die Verbreitung der Infektion und diese Impfungen sind beim Arzt, bei den Gesundheitsämtern und Staatl. Medizinaluntersuchungsämtern erhältlich.




Die Zeckenborreliose

Der Erreger dieser Erkrankung ist ein Schraubenbakterium (Borrelia burgdorferi), das in Zecken in ganz Deutschland verbreitet ist. Bis zu 20 Prozent aller Zecken können in bestimmten Gebieten infiziert sein. Es werden jedoch nicht bei jedem Stich einer infizierten Zecke auch die Erreger übertragen.

Die Borrelien befinden sich im Darm und in den Speicheldrüsen der Zecke. Die kleinen Nymphen, die man leicht übersieht und zerquetscht, sind als Infektionsquelle besonders gefährlich.

Die Krankheit heißt Zeckenborreliose oder im englischen Sprachgebrauch auch „Lyme disease“. Sie ist durch äußerst vielseitige Erscheinungsbilder charakterisiert. Im Frühstadium (1. Stadium) kann sich nach ein bis drei Wochen um den Zeckenstich eine Hautrötung ausbreiten, die meist größer als eine Handfläche wird. Ohne Behandlung kann nach Rückbildung der Rötung Wochen bis Monate später ein zweites Erkrankungsstadium auftreten. Es entwickeln sich Taubheitsgefühl, schmerzhafte Nervenentzündungen und Lähmungen, die meist die Körperpartien betreffen, an denen zuvor die Zecke gesaugt hatte. Häufig sind Gesichtsnerven, Nerven der Arme und der Beine geschädigt. Diese Symptome können sich auch zurückbilden und später schubweise wieder auftreten. Seltener kommt es zu Entzündungen des Herzens und der Augen.

In einem dritten Stadium (nach sechs Monaten oder später) werden vorwiegend Gelenke betroffen, wobei insbesondere Entzündungen der Knie- und Sprunggelenke auftreten. In verschleppten, unerkannten Fällen können noch nach Jahren Entzündungen der Haut in Erscheinung treten sowie chronische Entzündungen im Hirn- und Rückenmark, die mit einer multiplen Sklerose verwechselt werden können.


Was tun beim Verdacht auf eine Erkrankung?

Stellt man eine ringförmige oder flächenhafte Rötung nach einem Zeckenstich fest, sollte man unbedingt den Arzt aufsuchen. Eine ausreichende und rechtzeitig durchgeführte antibiotische Behandlung führt zur Heilung.

In vielen Fällen durchläuft die Krankheit nicht die Reihenfolge der geschilderten drei Krankheitsstadien. Die ringförmige Rötung der Haut kann ausbleiben, und als erstes Symptom kann jedes der von den späteren Stadien bekannten Krankheitsbilder auftreten. Bei Symptomen des 2. und 3. Stadiums wird vielfach nicht mehr an den Zusammenhang mit einem länger zurückliegenden Zeckenstich gedacht. Die Diagnose kann in solchen Fällen jedoch durch eine Blutuntersuchung (Serum) gesichert werden.


Was tun nach einem Zeckenstich?

Bei uns kann jede 5. Zecke infiziert sein. Deshalb sollte man sie sobald als möglich vom Körper entfernen. Zecken verankern sich durch ihre mit Widerhaken versehenen Mundwerkzeuge fest in der Haut. Durch leichtes Drehen und Hebeln kann man diese Haken in der Haut lockern und die Zecke abnehmen. Hilfreich ist eine schmale Pinzette, mit der die Zecke dicht an der Stichstelle erfasst wird. Dabei ist darauf zu achten, dass die Zecke nicht zerquetscht wird. Dies gilt besonders für die nur hirsekorngroßen Nymphen.

Ist die Zecke entfernt und nicht zu stark beschädigt, eignet sie sich innerhalb der nächsten drei bis vier Tage für die Untersuchung auf eine Infektion. Man verbringt die Zecke zusammen mit einigen Stücken von Grashalmen (für die Feuchtigkeit) in ein kleines Behältnis (Filmdose, Röhrchen) und schickt dieses mit Angabe des Absenders zur Untersuchung ein.

Zum Entfernen der Zecke werden diese häufig mit Öl, Nagellackentferner oder Klebstoff betupft. Dies führt zur Verstopfung der Atemöffnungen und zum Loslassen. Es ist jedoch zu bedenken, dass diese Stoffe die Zecke auch zu stärkerem Speichelfluss reizen, so Infektionen begünstigt werden und die Zecken sich nicht mehr für die Untersuchung eignen. Baldiges mechanisches Entfernen mit den Fingern oder einer Pinzette ist also besser.


Was tun, wenn das Köpfchen in der Haut bleibt?

Manchmal gelingt es nicht, die Zecke ganz zu entfernen, und das „Köpfchen“ bleibt in der Haut stecken. In den meisten Fällen wird dieses innerhalb von Tagen als Fremdkörper abgestoßen („es wächst heraus“). Sollte es jedoch zu einer Entzündung an der Stichstelle kommen, ist es empfehlenswert, den Arzt aufzusuchen.




Wie kann man sich vor Zeckenstichen schützen?

Die Vorbeugemaßnahmen lassen sich ganz einfach zusammenfassen:

Meiden Sie Zeckenbiotope mit dichtem Unterholz, Farngestrüpp und hohen Gräsern.

Tragen Sie beim Aufenthalt in Waldgebieten mit vielen Zecken möglichst geschlossene Kleidung, z. B. hohe Schuhe und lange Socken, lange Hosen, die eventuell in die Socken gesteckt werden und langärmelige Hemden.

Nach dem Aufenthalt in Zeckengebieten untersuchen Sie Körper und Kleidung auf Zeckenbefall. Helle Kleidung erleichtert das Absuchen von Zecken. Bei Kindern besonders den Haaransatz beachten. Entfernen Sie angesaugte Zecken vorsichtig und senden Sie diese zur Untersuchung ein. Desinfizieren Sie die Stichstelle. Beobachten Sie die Stichstelle in den nächsten vier Wochen auf Zeichen einer Rötung oder Entzündung.

Lassen Sie sich sofort von Ihrem Arzt oder beim Gesundheitsamt beraten, wenn nach einem Zeckenstich Beschwerden der oben geschilderten Art auftreten.



Text: Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover - Prof. Dr. A. Liebisch


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Borreliose

Zecken schädigen Ihre Opfer - Vögel, Säugetiere und den Menschen - nicht nur durch Blutsaugen. Bis zu 20 Prozent dieser Parasiten sind mit dem Erreger der sogenannten Lyme-Borreliose infiziert, den sie beim Saugakt mit abgesondertem Speichel auf ihren Wirt übertragen. Die Borreliose (auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Disease) wird durch ein schraubenförmiges Bakterium verursacht, das im Inneren der Zecke lebt und beim Stich von der Zecke auf andere Säugetiere übertragen werden kann.

An der Lyme-Borrelliose können Mensch und Hund erkranken. Symptome sind Gelenkentzündungen mit schmerzenden Gliedmaßen und Bewegungsstörungen sowie zeitweiliges Fieber mit gestörtem Allgemeinbefinden. Bei Katzen sind die Krankheitsanzeichen noch wenig bekannt. Doch auch ihr Abwehrsystem muss sich mit dem Erreger auseinandersetzen. Dies zeigen Blutuntersuchungen, die auch zur Diagnose der Erkrankung durchgeführt werden.

Im Mittelmeerraum ist zudem eine Doppelinfektion mit Borreliose und dem Erreger der Ehrlichiose möglich. In beiden Fällen handelt es sich um Blutparasiten, die ein bis drei Wochen nach der Übertragung Fieberschübe mit gestörtem Allgemeinbefinden, Blutarmut und Blutharn auslösen können. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium entsteht Blutarmut. Treten solche Krankheitszeichen nach einer Urlaubsreise auf, sollte der behandelnde Tierarzt auf den vorangegangenen Auslandsaufenthalt aufmerksam gemacht werden.


Verlauf der Borreliose:

(aus der Human-Medizin)

Die Krankheit wird in verschiedene Stadien eingeteilt:


Stadium l: (Frühstadium)

Nach dem Biss der Zecke entwickelt sich bei ca. 50% der Betroffenen eine ringförmige Hautrötung um die Bissstelle, das sogenannte Erthema chronicum migrans. Diese Hautveränderungen können größer und größer werden, bis sie ganze Körperpartien umfassen. In den meisten Fällen verschwindet die Hautrötung von alleine. Sie ist aber ein sicherer Hinweiß auf eine Infektion mit dem Bakterium 'Borrelia burgdorferi'.

Sehr häufig wird diese Hautveränderung von grippe- ähnlichen Beschwerden, wie erhöhter Körpertemperatur, Schweißausbrüchen, Abgeschlagenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen begleitet. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich der Erreger über die Blutbahn im Körper ausgebreitet hat.

Nun spricht man vom:


Stadium II: (Wochen bis Monate nach Infektionsbeginn)

Wenn eine Infektion in diesem Stadium nicht behandelt wird, siedeln sich die Bakterien in verschiedenen Körperteilen an. Die Bakterien bleiben nur ganz kurz in der Blutbahn, und setzen sich dann in den Organen fest. Dabei haben sie eine Vorliebe für bestimmte Organe: In Gelenken, Muskeln und Bändern kommt es zu Entzündungen. Sensibilitätsstörungen wie Taubheitsgefühl, Brennen und Kribbeln sind in jedem Körperteil möglich.

Außerdem kann es durch Nervenentzündungen zu unerträglichen neuralgischen Schmerzen kommen, die vor allem in der Nacht auftreten können. Lähmungserscheinungen sind keine Seltenheit.


Stadium III: (Monate bis Jahre nach Infektionsbeginn)

Dieses Stadium ist durch rheumatische Beschwerden, wie chronische Gelenk- und Muskelentzündungen, sowie durch Hautveränderungen gekennzeichnet. Da die Krankheit in Schüben verläuft und auch noch nach Jahren Beschwerden verursachen kann, ist sie in ihrer Erscheinungsform beim Menschen der Multiplen Sklerose (MS) sehr ähnlich.


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FSME

Bisher galt landläufig die Meinung, Hunde könnten zwar unter Umständen an der Borreliose erkranken, nicht aber an FSME (Frühsommer-Meningonzephalitis). Damit wurde jetzt aufgeräumt. Bei der FSME handelt es sich um eine Viruserkrankung des Zentralnervensystems, die ebenfalls beim Zeckenstich übertragen wird. Anders als die Erreger der Borreliose kommen die FSME-Viren nur in bestimmten Regionen Europas vor. Diese Gebiete werden 'Endemiegebiete' genannt und schon seit geraumer Zeit genauestens registriert. Wer wissen will, ob er in einem Endemiegebiet lebt, oder in ein solches reisen will, kann dies bei seinem Hausarzt, Tierarzt oder Apotheker erfragen.

Dass die FSME auch für den Hund gefährlich ist, konnte ein Pathologe der Universität Wien nun beweisen, indem er das Virus im Gehirn erkrankter Hunde nachgewiesen hat. Auch Untersuchungen aus dem süddeutschen Raum belegen das FSME-Risiko für den Hund.

Die Erkrankung verläuft beim Hund meist so dramatisch, dass der Hund oft eingeschläfert werden muss.

 

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