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Freddie
Wie es begann

letzte änderung am 9. märz 2006


So kommt der Mensch auf den Hund,
bzw. die Gabi an den Freddie ...

am 10. März 1997 mußte ich meine alte hündin Cindy, einen monat vor ihrem 16. geburtstag, einschläfern lassen. sie war herzkrank und die ersten warmen tage des jahres konnte sie nicht mehr verkraften. es war sehr schlimm für mich und ich mag auch heute, nach über 2 jahren, noch immer nicht daran zurückdenken.
ich hatte mir schon längere zeit gedanken darüber gemacht, ob ich nach ihrem tod überhaupt wieder einen hund haben wollte. weil Cindy in den letzten 3 jahren ihres lebens oft krank war, hat sich das so ergeben und auch durch die fragen meiner umwelt (wie z.B. die besonders nette: "gell, du schaffst dir aber keinen hund mehr an, oder?"). jedenfalls hatte ich mich noch zu ihren lebzeiten  DAFÜR entschieden!

bei mir hat sich die frage nach der rasse nie gestellt, ich wollte und hatte (bis auf einen - meinen ersten) immer "nur" mischlinge. es sollte auf JEDEN  fall wieder ein weibchen werden. nicht zu jung, da ich allein lebe und berufstätig sein muss. ich hatte so an einen hund ab 8 - 9 jahren aufwärts gedacht, den eh keiner mehr haben will und dem ich nicht die möglichkeit nehme in einer familie zu leben (merke: edel sei der mensch, hilfreich und gut). ja, was noch? sie sollte nicht schwerer als höchstens 10 kg sein und kein "kurzläufiger" hund - beides wegen der treppen, sie sollte kurzhaarig sein - pflegeleicht ist mir lieber. ach ja, das wichtigste: sie musste alleine bleiben können.
alles zusammen war das ja schon ein wenig anspruchsvoll, aber der tierarzt unseres tierheims hatte mir versprochen, sich für mich nach einem passenden hund umzuschauen.
also bin ich 2 - 3 mal die woche ins tierheim und habe mich dort umgeguckt und hunde ausgeführt.

NIX! alles was ich zum ausführen in die hand gedrückt bekam war so zwischen 20 und 30 kg schwer oder schwerer! nichts für eine 3-zimmer-mietwohnung im 2. stock und wenn ein kleiner hund abgegeben wurde, dann waren schon mehrere bewerber dafür vorgemerkt.

am samstag, 3. mai 1997 war dann doch einer da, und offensichtlich frei. allem anschein nach wollte den auch kein anderer haben. ich hatte ihn mit unterbrechungen schon vorher gesehen. wahrscheinlich war er vermittelt und dann wieder zurückgebracht worden.
war ja nicht gerade mein traumhund!
schwarzer spitzmix, bernsteingelber, stechender blick, 44 cm hoch, 11 kg schwer - im TH großspurig als "schipperke-mix" bezeichnet. jeder weiß ja, spitze kläffen den ganzen tag und sind total giftig.
ein fundhund - wer weiß, was DER  schon erlebt hat. ich hab dann ja auch überhaupt nichts über seine vorgeschichte erfahren.
ein  RÜDE  - bääh, ich mag keine rüden, die hängen sich jedem an die beine oder pinkeln sogar leute an, streunen, raufen und sind schwieriger zu kontrollieren als mädchen;
und, was am schlimmsten war, er sollte erst knapp 1 jahr alt sein (was ich heute aber nicht mehr glaube). auf meine nicht gerade begeisterte frage ob er denn alleine bleiben könne bekam ich die antwort: "... der Holländer kann das!"

"Holländer", was für ein beknackter name! ich hab ihm ins gesicht geschaut und gedacht: igitt, der glotzt genau wie "Freddie Krueger". mittlerweile standen schon mehrere leute vom TH und auch die 1. vorsitzende vom tierschutzverein um uns rum und haben mich erwartungsvoll angeschaut.
um ehrlich zu sein, ich wollte den Holländer überhaupt nicht haben, hab mich aber nicht getraut, nein zu sagen und außerdem war ich sowieso schon halb bereit mir keinen hund mehr zuzulegen. es war halt doch schön, nicht mehr in der mittagspause nach hause hetzen zu müssen, samstag und sonntag auch mal länger schlafen zu können oder bei regen und kälte zu hause bleiben zu dürfen ...

ich hab bei mir gedacht: wenn ich den jetzt nicht nehme, dann siegt meine bequemlichkeit und ich kriege überhaupt kein tier mehr!
aber was solls, ich würde den "Holländer" ja eh erstmal ein bis zwei wochen lang spazierenführen, ihn dann evtl. zur probe übers wochenende mit nach hause nehmen und dann könnte ich ja immer noch ...

... hab ich gedacht ...

... ehrlich ...!

... 5 minuten später hatte ich den Holländer, oder vielmehr ab jetzt Freddie Krueger, im auto sitzen!

er war ganz lieb, hat sich in den fußraum des beifahrersitzes verzogen und ist die ganze fahrt lang brav liegengeblieben. beim anschließenden gassi hat er kein einziges mal gezogen oder sich sonstwie danebenbenommen. brav die treppe hoch gestiefelt, in die wohnung rein, alle zimmer inspiziert, alles abgeschnüffelt, ins schlafzimmer, übers bett gehüpft ...
... und dann 2 x das bett angepinkelt!!! das wars wohl gewesen, was mach ich jetzt??? naja, der hund ist fremd, kannst ihn ja nicht gleich ausschimpfen ....

am nächsten tag zum tierarzt (Freddie hat furchtbaren durchfall, 6 wochen lang, wie senfsauce, total entzündete augen, ohrenentzündung). die tierärztin rät mir, Freddie jetzt erstmal 1 woche lang an der leine durch die wohnung zu schleppen, damit er sich an mich gewöhnt. klappt prima - solang die leine dran ist. kaum ist sie ab triumphierender blick in meine richtung und das bein gehoben, 6 - 7 x pro tag an jeder möglichen stelle in meiner wohnung. ich habe alles gemacht, was mir fachleute geraten haben: ich habe den futternapf, dann den wassernapf an die pinkelstelle gestellt - sucht er sich halt ne andere. ich hab hinter türen gelauert und mit wasserpistolen gespritzt, habe mit topfdeckeln geschmissen. ich habe mit billigem parfüm "drübermarkiert". außer daß es in meiner wohnung von da an nach einer mischung aus essig, reinigungsmittel, sagrotan und billigem parfüm (und vielleicht auch ein bißchen nach urin???) gestunken hat, hat es nix gebracht.

das ganze ging 8 wochen lang so. ich hatte mir ein limit von 12 wochen gesetzt, dann wollte ich ihn zurückbringen.
ganz verzweifelt noch mal die TÄ gefragt. "tja ...," sagt die, "... ich glaube, da bleibt Ihnen nichts anderes übrig, den müssen sie mal ordentlich übers knie legen".
nach hause - lauern ...!
... erwischt ...!
hund auf den rücken legen und ohrfeigen. nicht sehr fest, der schreck ist es der zählt und ich bin auch gar nicht stolz darauf. der war dann auch entsprechend groß - noch ein fontänchen pinkeln und dann nichts mehr! nie mehr! seitdem muss ich nur noch in fremden wohnungen aufpassen, wenn im treppenhaus große blumentöpfe stehen, oder in tierfuttermärkten, da wo die paletten mit hundefutter stehen ...
ein problem weniger!

problem nr. 2: wenn er alleine ist, "dekoriert" er die wohnung um!

der mülleimer wird ausgeleert und der inhalt in der ganzen wohnung verstreut - ausser dem, was essbar ist, da ist kein krümelchen von übrig (1 x röntgen wegen des metallverschlusses der fleischwurst).
mein nachthemd wird regelmäßig jeden tag ins wohnzimmer geschleppt - dafür bekomme ich im tausch einen schuh ins bett gelegt.
haltbarkeit eines schaumstoffhundekorbs: ca. 2 - 3 wochen.
völlige "terminierung" eines echten jahrhunderte alten steifftieres in 10 minuten.
telefon- und antennenkabel, fernbedienungen aller art und bücher (das buch "hundeprobleme - problemhunde" hatte ich genau 2 tage lang!) werden angefressen.
ach ja, sehr beliebt ist auch die klorolle, die kann man so schön zerfetzen und in 6 räumen verteilen. ich habe vorher nie gewußt, wieviel papier das gibt. mittlerweile kann ich dadrüber sogar lachen. jedenfalls bin ich seitdem viiiiel ordentlicher geworden.
man glaubt nicht, wie einem der abschließende kontrollgang durch die wohnung in fleisch und blut übergehen kann und man weiß mit der zeit genau, was man ungestraft liegenlassen kann und was nicht - stecker zieht man mal besser raus, und legt die kabel hoch ...
hab ich eigentlich den mülleimer weggetan???


          


problem nr. 3: er ist offensichtlich ein raufer!

auf dem hundeplatz sucht er sich den jeweils größten rüden aus und mischt den dann gnadenlos auf. die ersten 4 sonntage, die ich in der hundeschule war, bin ich anschliessend gleich zum TA gefahren, weil mein lieber Freddie irgendwo ein löchlein im pelz hatte. dieses problem hat sich gottseidank aber dann von selbst gegeben - wodurch weiss ich bis heute nicht (vielleicht wegen der kastration).

Freddie ist mittlerweile ganz verträglich geworden und muss oft sogar als "testhund" herhalten, wenn ein aggressiver hund zu uns neu auf den platz kommt - wenn der dem Freddie nix tut, darf er auch zu den anderen.

leider jagt er seitdem! er hat ganz plötzlich nach einem halben jahr damit angefangen, wenn ich drüber nachdenke, war das der zeitpunkt zu dem er aufgehört hat, dinge zu zerstören und andere hunde anzumachen. auch da habe ich - außer teletakt - so ziemlich viel durch und mich mittlerweile damit abgefunden, dass er wirklich  ALLES jagt - von der kakerlake bis zum elefanten (und die eisenbahn noch extra). er kann nur an ausgewählten stellen frei laufen und da fahre ich halt jeden tag hin.

tja, alles in allem habe ich wohl enormes glück gehabt! er war im ersten jahr recht empfindlich und oft krank, das hat sich aber jetzt auch gegeben und wir haben nur noch mit dem gewicht zu kämpfen.
wir haben uns, denke ich, gut miteinander arrangiert.


                      


der Freddie ist mittlerweile überhaupt kein "Krueger" mehr. er gehorcht sehr gut, ist verträglich mit allem was man nicht essen kann; er ist nicht aggressiv zu menschen und es gibt leute, die ihn seit über 2 jahren kennen und ihn noch nie haben bellen hören. man kann ihn alleine lassen und wenn man ihn mitnimmt ist er nahezu unsichtbar. das schönste kompliment für mich ist, wenn ich im lokal aufstehe und gehe und dann der kellner oder andere gäste meinen: "ach, da war ja ein hund dabei, der ist aber brav, wenn die nur alle so wären....".

eine zeitlang hatte ich geplant mit ihm die begleithundprüfung zu machen und mich bei mehreren vereinen erkundigt. man hat uns sogar probelaufen lassen und gemeint er wäre soweit, aber - und das hat man uns dann natürlich nicht ins gesicht gesagt, sondern es fein umschrieben - er ist wohl zu klein, er paßt nicht so recht in die "vereinsstruktur" hinein. so haben wir das gelassen ...
das einzige, was mich auch heute noch daran ärgert, ist, daß er mit all den unerzogenen kleinhunden immer wieder in einen topf geworfen wird! dabei kann mein Freddie so manchem "richtigen" hund in punkto gehorsam und leistung was vormachen!
heuer im frühjahr haben wir den sog. "aschaffenburger hundeführerschein" gemacht. riesengaudi bei den übungen vorher und bestanden haben wir auch.

momentan machen wir, just for fun, ein bißchen agility und haben mit dem "clickern" angefangen. außerdem kann der Freddie etliche künststückchen. er ist überhaupt für jeden spaß zu haben - ja, man kann sagen, seine begeisterung wächst proportional zum blödsinn den wir machen.

ich hatte Freddie Krueger eigentlich nicht haben wollen und jetzt ist er wohl der beste hund, den ich je hatte. es hat nur eine zeit gedauert ehe ich das gemerkt habe. mittlerweile habe ich sogar akzeptiert, daß er ein rüde ist *ggg*.


                                        


ACH JA, dass mir der Freddie mittlerweile heilig ist und ich ihn heiß und innig liebe und nie mehr hergeben täte brauch ich ja wohl nicht mehr extra zu sagen, oder?


geschrieben am 12.09.1999,
überarbeitet, geändert und ergänzt am 20.06.2001

heute, Januar 2003, sind wir dabei, mit freunden einen eigenen hundeverein aufzubauen. macht viel arbeit, aber auch sehr viel spass. aber dadrüber könnt ihr irgendwann sicherlich mehr in Freddies tagebuch lesen ... ;)))

alle jahre wieder ..., nochmal abgeändert am 15. august 2003

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