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letzte änderung am 23. februar 2003
... die beschwichtigen - "calming signals"
beschwichtigungssignale (calming signals) heißen deshalb beschwichtigungssignale, weil sie beschwichtigen. ;)))
für
das rudel des stammvaters unserer hunde, den wolf, ist es tödlich, wenn ein mitglied wegen irgendwelcher verletzungen nicht an der jagd teilnehmen kann. aus diesem grund war es für wölfe wohl essentiell nötig,
signale zu entwickeln, durch die eine offene auseinandersetzung zwischen den rudelmitgliedern vermieden werden kann. diese signale hat der wolf an seine nachfahren, die hunde, weitergegeben. es gibt neben den
aggressionssignalen, welche durch drohen und demonstrieren von stärke einen offenen kampf vermeiden sollen auch signale, die beschwichtigen oder beruhigen.
beschwichtigungssignale (CS) sind allgemein
verständlich für alle hunde, sie können zwar von einzelnen tieren verlernt werden, wenn deren anwendung nicht zum erfolg führt, bzw. permanent vom besitzer ignoriert / unterdrückt wird, sie werden aber ebenso
schnell wieder erlernt, wenn der hund gelegenheit bekommt sie zu trainieren, denn sie gehören zum instinktiven verhalten, zur körpersprache und sind angeboren.
es kann sein, dass ein bestimmtes CS gegeben
wird, welches dann mit einem anderen CS beantwortet wird, denn es scheint so, als hätten bestimmte hunde bestimmte „lieblings-CS“, die sie immer wieder anwenden, während sie andere überhaupt nicht benutzen.
interessant ist auch, dass blinde hunde auch CS anwenden, ebenso wie langhaarige hunde, deren augen vom Fell verdeckt sind.
ganz wichtig: bei anäherung eines fremden hundes vor allem auch auf die CS des
eigenen hndes achten.
calming signals / beschwichtigungssignale sind unter anderem:
1. wegschauen/augen-kontakt unterbrechen / kopf wegdrehen hund dreht den kopf zur seite, meidet blickkontakt mit demjenigen, der beruhigt werden
muss (besitzer/anderer hund o.ä.). gelegentlich wird der kopf weggedreht, manchmal weichen auch nur die augen aus
auf diesem bild sieht man gleich mehrere beschwichtigungssignale: kopfwegdrehen,
schnauze lecken, ohren anlegen
2. kopf senken wird oft auch als „schlechtes gewissen“ des hundes missdeutet – „der weiß genau, dass er was angestellt hat ...“
3. blinzeln passiert oft so schnell, dass man es nicht sieht
4. sich ganz abwenden der hund wendet die seite oder den rücken zu
5. sich die schnauze / nase lecken wird oft in situationen angewandt, in denen der hund angespannt ist, z.b. wenn man sich über ihn beugt oder gerade auf ihn zugeht.
6. langsame bewegungen / immer langsamer werden
dieses beruhigungssignal wird sehr oft missverstanden und löst beim menschen eine
konträre reaktion aus, d. h. der hund wird ermahnt schneller zu gehen. je mehr wir den hund jedoch dazu auffordern, umso langsamer wird er, da mensch und hund aneinander
„vorbeireden“. dies ist wohl das typischste CS schlechthin, sieht man es doch bei jeder BH-prüfung, wenn hunde bei der freifolge im fuß hinterher schleichen.
7. spielposition einnehmen / spielverbeugung / -aufforderung / sich albern aufführen / mit den vorderbeinen nach unten gehen. oft wird es beim spielen benutzt, aber auch bei großen tieren, da hunde diese oft nicht
einschätzen können. man sieht dieses signal auch bei hunden oder wölfen, die ein beutetier - vor allem große - gestellt haben und damit sich und die beute beschwichtigen.
8. sich hinsetzen / hinlegen man ruft seinen hund, er kommt ein stück näher, setzt oder legt sich dann hin;
ungehorsamer hund? nein, der hund versucht nur gute laune zu machen, man soll beruhigt werden - viele menschen merken dies aber nicht
9. gähnen eines der meistbenutzten CS überhaupt. es kommt sehr oft vor, dass hunde in
bestimmten situationen gähnen; dieses CS kann man als mensch sehr gut benutzen, um angespannte situationen zu entschärfen - es wirkt zwar nicht sofort, aber eigentlich immer.
10. scheinbar ziellos herumschnüffeln wenn der hund schnüffelt, während er auf einen artgenossen zugeht, lassen sie ihn das
tun. sollten sie es unterbinden, stören Sie die kommunikation zwischen den hunden
11. schlangenlinien gehen / kurven laufen wenn hunde aufeinander zurennen, dann nie schnurgerade. sie gehen einen bogen.
deshalb sollten sie auch nie kerzengerade auf ihren/einen hund zugehen
12. schwanzwedeln wenn dieses zusammen mit einem beruhigungssignal auftritt, ist beides als EIN solches
zu verstehen und bedeutet nicht (unbedingt), dass der hund gerade glücklich ist
13. pinkeln sehr starkes beruhigungssignal. tritt auf, wenn z. b. ein hund einem anderen begegnet
oder er erschnüffelt, dass ein großer hund kurze zeit vor ihm an dieser stelle vorbeigekommen ist. die schwierigkeit liegt aber darin, zu unterscheiden, ob jetzt markiert wird oder beruhigt
14. sich (ohne grund) kratzen starkes, beruhigungssignal, auch oft als „verlegenheitsgeste“ zu deuten
15. krumm (im winkel) vorsitzen der hund kommt nicht gerade auf sie zu, sondern setzt sich im winkel vor sie hin
16. den rücken zuwenden (oft beim schmusen, streicheln oder kraulen) „sieh her, ich wende dir meine ungefährliche seite zu (die ohne zähne), ich bin ganz
friedlich, du kannst mich ruhig streicheln...“
17. pfote heben / pföteln d. h. der hund hebt z. b. im sitzen eine pfote an kann man gut nutzen, um dem hund „pfötchen geben“ beizubringen
18. splitten (= ein Hund versucht 2 streitende Hunde / Menschen / schmusende Menschen zu trennen, indem er sich zwischen sie drängt / stellt / setzt / legt).
wird oft als eifersucht mißdeutet, dabei will der hund nur die situation entschärfen, die in seinen augen jeden moment explodieren kann.
der Freddie hat mir DIESES beschwichtigungssignal vor nicht allzu langer zeit recht deutlich vorgeführt und das kam so: wir waren in einem lokal essen. unter dem tisch saßen mehrere hunde, von denen mich
einer massiv angebettelt hat. er hat wirklich alles versucht, vom lieb schauen, wuffen, anstubsen bis hin zu massivem bedrängen. nachdem blosses ignorieren überhaupt nicht
genutzt hat, hab ich ihn - ja, ich weiss, war blöd von mir - angeknurrt, worauf ER mich zähnefletschend ebenfalls angeknurrt hat. der Freddie hat sich einfach zwischen mich und
den knurrenden hund gedrängt und sich hingesetzt. er hat dabei keinen von uns beiden angeschaut und er hat selber nicht gedroht - der andere hund ist gegangen.
19. hecheln, „grinsen“, welpengesicht. kann ich nicht beschreiben, aber man erkennt es, wenn man es sieht.
beschwichtigungssignale werden angewendet bei:
streit hektik stress unwohlsein
sie beschwichtigen:
den hund selbst andere hunde menschen tiere, auch beutetiere bei der jagd
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